Dr. Julia Schwanholz als Delegationsmitglied in China

von Alexander Voß

Digitale Ideen für Milliarden

Dr. Julia Schwanholz (2.v.r.) bei der Sino-German Industrial City Alliance

"Ich habe China als ein Land der Gegensätze erlebt", resümiert Dr. Julia Schwanholz nach ihrer sechstägigen Reise in das mit rund 1,37 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichste Land der Erde. Mitte Oktober war sie mit einer 32-köpfigen Delegation aufgebrochen, um in den Städten Foshan (Provinz Guangdong) und Taizhou (Provinz Zhejiang) Unternehmen, Messen und eine Plenarveranstaltung der chinesisch-deutschen Industriestädteallianz (ISA) zu besuchen – für die Politikwissenschaftlerin aus Göttingen war es nach 2015 die zweite Reise nach China. Im kommenden Jahr plant die Stadt Göttingen der vor zwei Jahren gegründeten ISA beizutreten – im Rahmen der Delegationsreise überbrachte Frau Ekaterina Ershova den Chinesen Grüße ihres Oberbürgermeisters Rolf-Georg Köhler aus Südniedersachsen.

Industrie 4.0 in Foshan

 

Frau Dr. Schwanholz war als Vertreterin der Universität Göttingen mitgereist. Ihr Interesse an digitalisierten Produktionsprozessen und neuen Geschäftsideen, die mit der sog. Plattformökonomie in Verbindung stehen, schließt auch die rasanten Entwicklungen in China ein. Die dortige politische Regulierung der Wirtschaft unterscheidet sich sehr deutlich von derer anderer Länder und bietet einige interessante Untersuchungs- und Vergleichsfälle für die polit-ökonomische Forschung an.

 

Die Stadt Foshan etwa erfährt aktuell einen Bauboom. In nur eineinhalb Jahren ist ein gigantisches Messegelände in Zusammenarbeit mit der Deutschen Messe AG (Betreiber der CEBIT und der Hannover Messe) errichtet worden. Mit aktuell 7,3 Millionen Einwohnern und einem BIP-Wachstum von 8,6 Prozent schon in der ersten Jahreshälfte 2017 hat Foshan die Provinz Guangdong und auch die Volksrepublik China (7,5 Prozent und 6,9 Prozent im Jahr 2016) überholt.

 

Produktbeispiele, die eng mit digitaler Fertigung und Industrie 4.0 zusammenhängen, besichtigten die Delegationsmitglieder im Ausstellungszentrum der Midea Group. Diese ist nicht nur einer der größten Hersteller von Haushaltsgeräten und Klimaanlagen in China, sondern erregte zudem weltweit Aufmerksamkeit durch den Kauf des deutschen Robotik-Unternehmens Kuka. Midea präsentierte intelligente Kühlschränke, autonome Staubsauger und Roboter, die Rubiks Zauberwürfel in kürzester Zeit in ihre Grundstellung zurückdrehen können. Für Hightech-Produkte steht auch das Unternehmen Crystal Optech, das Zubehör für Digitalkameras, Smartphones und Smart Glasses herstellt. Die deutschen Gäste konnten einige Produkte selbst testen, ehe sie die streng geschützten Produktionsanlagen und Fertigungsprozesse hinter Glas besichtigen durften.

Noch sind die Gegensätze groß

 

Im Rahmen der Reise wurden die Gegensätze von traditioneller Handarbeit und unterentwickelten Wohngebieten einerseits gegenüber vollständig digitalisierten Fertigungsketten in modernsten Produktionsstätten und in beachtlicher Geschwindigkeit erbauten High-Tech-Messehallen andererseits besonders augenfällig. Ein Vortrag des Geschäftsführers der Deutschen Außenhandelskammer für Süd- und Südwest-China zur wirtschaftlichen Lage des Landes fasste dies anhand der zentralen Unterschiede der politischen Systeme Deutschlands und Chinas auch mit Blick auf den kurz bevorstehenden 19. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas noch einmal anschaulich zusammen.

 

Für Julia Schwanholz war diese Reise neben spannenden Besichtigungen und beeindruckenden Vorträgen auch ein Gewinn, weil sie neue Kontakte für die empirische Forschung knüpfen konnte.

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