Angst vor dem Individuum?

von Alexander Voß

Angst vor dem Individuum? – Andreas Busch und Philip Smets auf dem Workshop der DFG-Forschergruppe 1765

Vom 23.-25. Mai fand der 8. Workshop der DFG-Forschergruppe zur Erforschung des Protestantismus in den ethischen Debatten der BRD von 1949 - 1989 im bayerischen Schönwag statt. Im Rahmen der interdisziplinären Forschergruppe arbeiten Theologen, Juristen, Zeithistoriker und Politikwissenschaftler aus München, Erfurt und Göttingen mit dem Ziel zusammen, Einflüsse, Verflechtungen und (Rück-)Wirkungen zwischen der bundesrepublikanischen Gesellschaft und dem westdeutschen Protestantismus zu Zeiten der Bonner Republik herauszuarbeiten.

Der Fokus auf dem jüngsten Workshop zum Thema „Hochschätzung der Individualität – Angst vor dem Individuum“ lag auf der Frage, wie der Protestantismus auf gesellschaftliche Individualisierungstendenzen reagierte, die vor allem ab Mitte der 1960er Jahre deutlich hervortraten. Für das politikwissenschaftliche Teilprojekt „Politische Mitwirkung“ von Andreas Busch und Philip Smets ist diese Frage insbesondere hinsichtlich damals wachsender politischer Partizipationsansprüche in weiten Teilen der Bevölkerung bedeutend. Einerseits engagierten sich auch protestantische Akteure in Bürgerinitiativen und sozialen Bewegungen wie der Friedensbewegung Anfang der 1980er Jahre und rechtfertigten ihre Positionen explizit aus ihrem christlichen Glauben heraus. Andererseits gerieten Amtskirche und Theologie unter erheblichen Druck, mit dem wachsenden Selbstvertrauen der Basisbewegungen umzugehen und eine Haltung zu außerparlamentarischen politischen Aktionsformen vor dem Hintergrund des eigenen Staatsverständnisses zu bestimmen. 

 

Weitere Informationen zur Arbeit der DFG-Forschergruppe 1765 sind auf der Homepage http://www.for1765.evtheol.uni-muenchen.de/ zu finden.

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